Hier finden sich die Ergebnisse
meiner Beschäftigung mit einem Windgedicht von D.H. Lawrence. Die zentrale Idee
besteht darin, mit der Zeit 100 rezitierte Versionen davon aufzunehmen und zu
präsentieren. Die bislang gesammelten Vaariationen können hier, auf Soundcloud
gehört werden.
I work
with D.H. Lawrence´s poem „Not I, not I but the wind“, following the idea to
record 100 recited versions of the poem and put the on Soundcloud. there you will find the recordings that I have
done so far:
D.H. Lawrence (1885–1930)
Song of a Man Who Has Come Through
Not I, not
I, but the wind that blows through me!
A fine
wind is blowing the new direction of Time.
If only I
let it bear me, carry me, if only it carry me!
If only I
am sensitive, subtle, oh, delicate, a winged gift!
If only,
most lovely of all, I yield myself and am borrowed
By the
fine, fine wind that takes its course through the chaos of the world
Like a
fine, an exquisite chisel, a wedge-blade inserted;
If only I
am keen and hard like the sheer tip of a wedge
Driven by
invisible blows,
The rock
will split, we shall come at the wonder, we shall find the Hesperides.
Oh, for
the wonder that bubbles into my soul,
I would be
a good fountain, a good well-head,
Would blur
no whisper, spoil no expression.
What is
the knocking?
What is
the knocking at the door in the night?
It is
somebody wants to do us harm.
No, no, it
is the three strange angels.
Admit
them, admit them.
Die deutsche Übersetzung:
Nicht
ich, nicht ich, nur der Wind, der durch mich hindurchweht!
Ein
feiner Wind bläst die neue Richtung der Zeit.
Wenn
ich mich nur von ihm halten ließe, tragen, wenn er mich nur tragen würde!
Wenn
ich nur empfindsam wäre, feinfühlig, oh, zart, ein Geschenk mit Flügeln!
Wenn
ich nur, am schönsten von allem, mich ergeben und überlassen würde
Dem
feinen, sanften Wind, der seinen Kurs durch das Chaos der Welt nimmt
Wie
ein feiner, ein exquisiter Meißel, eine Keilklinge eingelegt;
Wenn
ich nur schneidend und hart wäre wie die Spitze eines Keils,
Angetrieben
von unsichtbaren Schlägen,
Der
Fels wird sich spalten, wir werden dem Wunder begegnen, wir werden die
Hesperiden finden.
Oh,
für das Wunder, das in meine Seele sprudelt,
wäre
ich ein guter Brunnen, ein guter Brunnenkopf,
Würde
kein Flüstern verschwimmen lassen, keinen Ausdruck verderben.
Was
ist dieses Klopfen?
Was
ist dieses Klopfen an der Tür in der Nacht?
Es
ist jemand, der uns schaden will.
Nein,
nein, es sind die drei seltsamen Engel.
Lasst
sie ein, lasst sie ein.
Ich arbeite seit einigen Jahren mit
diesem Gedicht, habe es auswendig gelernt, um immer wieder neue Versionen davon
einzusprechen. Die Idee, dass der Wind mich trägt, wenn ich es schaffe,
feinfühlig und subtil genug zu werden, spricht sehr zu mir und zu meinem
Verständnis der menschlichen Stimme. Nicht unbedingt der lauteste Klang macht den größten Eindruck.
I work
with this poem since a couple of years, learnt it by heart to be able to record
new versions from time to time and I learnt to like it. The idea that the wind
can carry me and I only have to become sensitive and subtle enough is something
that speaks to me and to my understanding of the voice. It is not necessarily
the loud sounds that make the deepest impact.
Wenn man mit den feinen
Winden beginnt, führt das zu einer anderen Form von Kraft, einer Kraft die
schließlich „den Fels spalten“ wird. Aber dieser Weg führt auch zu unseren
Ängsten („Was ist dieses Klopfen an der Tür?“) und zu Kräften, die weit über
unseren Fähigkeiten und Möglichkeiten liegen, wie die „drei seltsamen Engel“.
Dieses Motiv stammt aus der Bibel. Die drei Engel kommen zu Abraham und sagen
ihm, dass seine schon sehr alte Frau Sarah ein Kind haben wird. Die Engel
symbolisieren das Erscheinen des eigentlich Unmöglichen, von Dingen, die nicht
erwartbar sind.
Starting
with the “fine wind” will lead to another form of strength, a force that
finally will “split the rock”. But it also will lead to our fears (What is the
knocking at the door?) and to forces way beyond our abilities, like the “three
strange angels”. This is a motif from the bible. Three Angels come to Abraham
and tell him that his already old wife Sarah will have a child. The angels
symbolize the appearance of the impossible, of things that where not to be
expected.
Die Bewegung, die von diesem
Gedicht beschrieben wird, ist für mich nicht nur eine Metapher für das Leben,
sondern ebenso ein Bild für den künstlerischen Prozess. Mit dem feinen, leichten Wind und der
unablässigen Suche nachdem Subtilen werden wir zum „Wunder gelangen“ und die
drei seltsamen Engel fühlen sich eingeladen, uns unerwartete Neuigkeiten zu
bringen. (Ok, das klingt etwas zu romantisch, aber mir gefällt´s
trotzdem…)
For me the
process of this poem is not only a metaphor for a life that starts with the
wind-connection but also for an artistic process. With the fine wind and with
the continuous search for the subtle "we will come at the wonder" and
the three angels will feel invited to bring us unexpected good news. (Ok, it is
a bit romantic but still I like it…)
Schon nach der Aufnahme der ersten
Versionen des Gedichtes, wird
offensichtlich, dass es in den Rezitationen immer wieder “Fehler” gibt. Ich
spreche das Gedicht immer auswendig und ziemlich oft vergesse ich ein Wort oder
eine Zeile oder ich sage eine Wendung etwas anders als im Original. Vermutlich
sind einige dieser Fehler besonders für englische Muttersprachler*innen sehr
interessant, weil die Art der Fehler wahrscheilnich nur von Fremdsprachlern wie
mir gemacht werden können. Ich lasse jedenfalls die Fehler in den Aufnahmen.
Sie sind Teil meiner Arbeit mit dem wundervollen Gedicht.
After
collecting the first versions it becomes obvious that a lot of them will have
some "mistakes" in it. I do the reciting always by heart and quite
often I forget a word or a line or say things slightly different from the
original. I guess that some of the mistakes will be very interesting for native
english speakers because they would never happen by them but only by somebody
like me who speaks english only as a second language. I leave these
"mistakes" in the recordings. They are part of my work with this
wonderful poem.